Lesefrüchte

Wie dumm von mir, es sind ja Studenten, und die lesen natürlich keine Bücher.

Ball der Verlorenen Seelen. Nigel Barlay. In NZZ Folio Nr. 281

 

Die Erdnuss … kam aus Brasilien, oder sie kam aus Peru, oder sie kam aus Brasilien nach Peru, oder sie kam aus der Guarani-Region von Paraguay und Bolivien nach Brasilien und Peru; genau weiss das keiner. Die Spanier brachten sie in die Karibik, wo die Arawaks sie ‚mani’ nannten; dann brachten sie sie aus der Karibik nach Mexiko, wo die Azteken sie ‚cacahuete’ nannten; beide Wörter sind noch heute im Spanischen in Gebrauch. Die Portugiesen brachten sie nach Afrika, wo sie ‚nguba’ genannt wurde; die Sklaven brachten sie in die Südstaaten, wo sie ‚goober’ oder, wie in dem Lied, ‚goober pea’ genannt wurde. Die Spanier brachten sie auf die Philippinen, von dort breitete sie sich in China aus, wo sie ‚die fremde Bohne’ genannt wurde. Die Chinesen brachten sie nach Japan, wo sie die ’chinesische Bohne’ genannt wurde. Irgendjemand, keiner weiss wer, brachte sie von Afrika nach Indien, wo sie ‚Mozambikbohne’ genannt wurde. Im Goldrausch um 1870 brachten die Chinesen sie nach Australien … Die den Nordamerikanern eigene Köstlichkeit, Erdnussbutter, wurde um 1890 von einem Arzt in St. Louis erfunden, doch niemand kennt seinen Namen. [Und die Orange?] Der Mond weint und sagt: Ich möchte eine Orange sein. Der Astronaut Alan B. Shepard nahm eine Erdnuss mit auf den Mond.

Orangen! Erdnüsse! Eliot Weinberger. Berenberg 2011

 

Le jour du Quatorze Juillet
Je reste dans mon lit douillet.
La musique qui marche au pas,
Cela ne me regarde pas.

La mauvaise réputation. George Brassens

 

Jeder fundamental neue Weltaspekt wirkt „zersetzend“, zersplittert kompakte Solidaritäten, zerreisst eingelebte Zusammenhänge. Spätere Zeitalter, die ihn nicht mehr nötig haben, pflegen den Dichter der Vergangenheit sehr zu schätzen, lassen ihn in der Schule lernen und versuchen, die lebenden Dichter mit ihm totzuschlagen; aber seine Zeitgenossen, die einzigen Menschen, die ihn brauchen, nennen ihn zersetzend.

Egon Friedell in „Kulturgeschichte der Neuzeit“ 1927 – 31. Diogenes 2009

 

Wir sind politisch korrekt bis zum Gehtnichtmehr. Aber die Ungeheuerlichkeiten dieser Welt werden seltsam ruhig hingenommen.

Das Geld, die Arbeit, die Angst, das Glück. Urs Widmer. Diogenes 2002

Ein Gedanke zu „Lesefrüchte“

  1. Herzlichen Dank, lieber Werner,
    Wieder eine genussreiche Lektüre, welche mich an diesem grauen Dezembertag doch entschieden aufstellt!

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