Deux chevaux – Augmented Technology ?

Erinnern Sie sich noch an jene grossartige Reklame? «Deux chevaux – toujours en tête!»

Da war Frankreich für mich Alemannen noch La France, la grande nation. Da konnte Monsieur Jean Cavadini de Neuchâtel bei einem Essen nach einer Sitzung des Commité de l’éducation à l’OCDE noch ausrufen : « C’est quand même difficile de manger mal à Paris !» Da sass ich in einer internationalen Mathematikkommission mit dem faszinierenden Titel « Commission internationale pour l’étude et l’amélioration de l’enseignement des mathématiques – CIĖAEM». Da sprachen die meisten Teilnehmer an Sitzungen des Europarates noch Französisch, nur selten hörte ich Englisch. Es referierte damals ein kleiner Professor aus Belgien unter der Überschrift «L’école et le rythme de la vie des enfants». Genützt hat das Referat allerdings nichts. Die Kinder müssen noch heute immer viel zu früh aufstehen, was, wie der Professor bewies, die Lernerfolge behindert. Jahre später redeten in internationalen Kongressen und Komitees fast alle Englisch und fast niemand mehr Französisch. Selbst der Pariser Pierre Laderrière radebrechte in Englisch, sodass ihn niemand mehr verstand. In der CIEAEM fragte ein polnischer Mathematiker pathetisch: «Où allons-nous en mathématique? Quels concepts vont dominer l’enseignement des mathématiques ? Les algorithmes ou les ensembles ? Nous ne le savons pas !» Da stand Easy Weinzweig, der Mathematikdidaktiker aus Chicago auf und rief: «You don’t know? Ask me! I know!» Der französisch Sprechende zweifelte und fragte, der englisch sprechende Amerikaner wusste und war sich seines Wissens sicher.

Sehen Sie sich heutige Autoreklamen französischer Marken an: Citroën lässt sein neustes Modell zu englischen Popsongklängen in einer amerikanischen Stadt herumfahren und nicht auf den Champs Elysées, und keine Musette begleitet das rassige Auto. Und Peugeot lädt zu „OPEN DAYS“, nicht etwa zu „PORTES OUVERTES“, und wirbt mit dem Ausdruck «AUGMENTED TECHNOLOGY».

Etwas gelangweilt werden Sie sich sagen: Aber das alles ist doch nichts Neues! Schliesslich isst alle Welt Big Macs und Burger Kings und nicht escargots und cuisses de grenouilles. Die Pommes frites heissen ja nicht von ungefähr auf der halben Welt French fries.


Aber doch nicht: Ein Peugeot mit augmented technology? Ich bitte Sie!

3 Gedanken zu „Deux chevaux – Augmented Technology ?“

  1. Ein amerikanischer Präsident prägt den Begriff „Schurkenstaaten“, der jetzige verstärkt mit Drohungen gegen Schurkenstaaten, worauf nun ein Iraner Trump einen „Schurkenneuling“ nennt. Das klingt eher nach Pendel- als nach Drehbewegung. Auf jeden Fall ist es „Buebezüg“, wie wir zu sagen pflegen, wenn bloss nicht so viel Macht dahinter stünde, dass es einem Angst macht.

  2. „Jahre später redeten in internationalen Kongressen und Komitees fast alle Englisch und fast niemand mehr Französisch.“ Letzthin nun erzählte Robert Menasse im Schauspielhaus Zürich, seit Grossbritannien aus der EU austreten wolle, also seit dem Brexit, würde man in Brüssel wieder deutlich mehr Französisch hören! (Der Wiener Menasse lebte einige Jahre in Brüssel, um für seinen Roman „Die Hauptstadt“ zu recherchieren.)

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