Ah! Les aubépines

Als begeisterter Leser von Marcel Prousts «A la recherche du temps perdu», in der sich die folgende, sehr berühmte Passage findet

« Je le trouvai [le chemin] tout bourdonnant de l’odeur des aubépines. La haie formait comme une suite de chapelles qui disparaissaient sous la jonchée de leurs fleurs amoncelées en reposoir ; au-dessous d’elles, le soleil posait à terre un quadrillage de clarté, comme s’il venait de traverser une verrière ; leur parfum s’étendait aussi onctueux, aussi délimité en sa forme que si j’eusse été devant l’autel de la Vierge, et les fleurs, aussi parées, tenaient chacune d’un air distrait son étincelant bouquet d’étamines, fines et rayonnantes nervures de style flamboyant comme celles qui à l’église ajouraient la rampe du jubé ou les meneaux du vitrail et qui s’épanouissaient en blanche chair de fleur de fraisier. »

bat ich vor einigen Jahren meinen Gärtner, mir am Hang gegen den Berenbach zwei Weissdornbüsche zu pflanzen. Leider sei das nicht mehr erlaubt, meldete er, Weissdorn dürfe wegen des Feuerbrands nicht mehr gepflanzt werden; er setze mir zwei Schwarzdornbüsche. Die nennen sich im Französischen «prunellier» oder «épine noire». Jetzt gerade blühen sie auf das Schönste und lassen mich vermuten, dass ich den Unterschied zwischen aubépine und épine noire wohl kaum bemerken würde.

Irgendwo habe ich gelesen, dass der Neuntöter gefangene Insekten als Futterreserve auf den Dornen des Weissdorns aufspiesst. Ob er das auch am Schwarzdorn macht? Gesehen habe ich noch keinen. Und den Kuckuck habe ich auch noch nicht gehört, nur die Hausrotschwänze lärmen und knirschen wie verrückt.

Hier noch die Passage in Deutsch, die ich bereits im Mai 2013 unter dem Titel „Der Duft der Weissdornblüte“ zitiert habe:

„Für mich erhob sich summend darüber der Duft der Weissdornhecken. Diese Hecken bildeten in meinen Augen eine unaufhörliche Folge von Kapellen, die unter dem Schmuck der wie auf Altären dargebotenen Blüten verschwanden; unter ihnen zeichnete die Sonne auf den Boden ein lichtes Gitterwerk, so als fiele ihr Schein durch ein Kirchenfenster; ihr Duft strömte sich so voll und überquellend aus, wie ich ihn vor dem Altar der Muttergottes stehend verspürt hatte, und die ebenso geschmückten Blüten trugen eine jede mit gleicher gedankenlosen Miene ihr schimmerndes Strahlenbündel aus Staubgefässen, feine glitzernde Rippen in spätgotischem Stil wie die, die in der Kirche das Gitter der Empore durchzogen oder die Kreuze der Buntglasfenster, die aber hier die weisse sinnliche Fülle von Erdbeerblüten hatten.“

Heute nun, fünf Jahre später, blühen meine beiden Schwarzdornsträucher sehr viel üppiger.

Ein Gedanke zu „Ah! Les aubépines“

  1. Lieber Werner
    Immer wieder ein Genuss, von dir zu lesen. Das sind meine Sternstunden und natürlich auch, wenn du erzählst…
    Danke herzlich

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