Der Krummstab der Rütner Äbte

Was hat Dürnten mit der Frage zu tun, in welchem Museum Krummstab, Mitra und Monstranz ausgestellt werden sollen, welche der letzte Abt des Klosters Rüti auf seiner Flucht 1525 nach Rapperswil mitgenommen hatte? Nun, bis 1525, als das Kloster Rüti im Zuge der Reformation aufgegeben wurde, war Dürnten eng mit Rüti verbunden:

„Das Niedergericht über Oberdürnten und Tann übte vom Ende des 13. Jh. bis 1525 das Kloster Rüti aus. … Die Kollatur gelangte von diesem (vom Kloster St. Gallen) wahrscheinlich 1273 an die Habsburger, 1359 an das Kloster Rüti, welchem die Kirche (in Dürnten) aber erst 1414 inkorporiert wurde, und 1525 an Zürich. Die Pfarrei umfasste ursprünglich auch Fägswil (seit 1710 bei Rüti).“ Quelle: Historisches Lexikon der Schweiz (www.hls.ch).

Im Rahmen der 1200-Jahrfeier Rütis (eigentlich ist es ja Fägswil, das so alt ist!) entfachte sich nun plötzlich ein Streit um Mitra, Monstranz und Krummstab von Abt Klauser aus dem sechzehnten Jahrhundert, der auch seinen Weg in die Medien fand (vgl. NZZ Nr. 13 vom 17.1.08). Was ist davon zu halten? Haben unsere Gemeindepräsidenten nichts Wichtigeres zu tun als sich um „Antiquitäten“ zu kümmern?

krummstab

Nun, Menschen, die nichts von Geschichte halten, werden so denken. Wer sich aber hie und da fragt, wie denn alles so gekommen sei, wie es heute ist, wer das Verhalten moderner Staaten und zeitgenössischer Politiker beobachtet, wird wissen, dass beispielsweise der Standort alter Hoheitszeichen noch heute politisch und gesellschaftlich wichtige Signale aussendet. Der Bundesbrief der Eidgenossenschaft liegt im Museum in Schwyz und nicht im Landesmuseum in Zürich. Und als er für kurze Zeit eine Reise nach Amerika antrat, gab es auch in der nüchternen Schweiz eine kleine Aufregung.

Hoffen wir, dass die Auseinandersetzung zwischen Rüti (der einstigen Dürntner niederen Gerichtsbarkeit) und dem katholischen Rapperswil so freundschaftlich bleibt, dass wir Dürntner sie mit Augenzwinkern und Schmunzeln verfolgen können. Feststellungen (zitiert nach NZZ vom 17.1.08) wie „der Klosterschatz bleibe in Rapperswil, bis Rüti wieder ein Kloster habe“ oder „zumindest theoretisch existiert in Rüti noch ein Kloster“ wirken schon ein bisschen weltfremd in heutiger Zeit.

Für Leser, die in „Kirchenlatein“ wenig bewandert sind, drei Worterklärungen (Quelle: WIKIPEDIA):

Die Mitra (aus dem griechischen für „Stirnbinde“) ist die traditionelle Kopfbedeckung der Bischöfe vieler christlicher Kirchen. Auch andere kirchliche Würdenträger mit eigenem Jurisdiktionsbereich (z.B. bestimmte Äbte) tragen Mitren.

Eine Monstranz (v.lat.: monstrare, „zeigen“) ist ein kostbares mit Gold und Edelsteinen gestaltetes liturgisches Schaugerät mit einem Fensterbereich, in dem eine Hostie zur Verehrung und Anbetung ausgesetzt wird. Sie ist seit dem 13. Jahrhundert üblich.

Als Kollatur bezeichnet man das Recht, einen Amtsträger, hier den Pfarrer, zu ernennen und in sein Amt einzusetzen.

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