Für einmal gebe ich der NZZ das Wort …

… zum alten Bahnhof Dürnten in unserer unmittelbaren Nachbarschaft.

bahnhof

Vor 60 Jahren ausrangiert

Der Bahnhof von Dürnten

   sho. Im Bahnhof Dürnten wird nie mehr ein Zug einfahren. Seit der letzten Fahrt der Uerikon-Bauma-Bahn (UeBB) am 2. Oktober 1948 ist er seiner Bestimmung beraubt. Dennoch blieb er als Überbleibsel der Bahn-Euphorie im Zürcher Oberland an der Schwelle zum 20. Jahrhundert erhalten. Kritiker wandten damals ein, dieser Bahnhof der 1901 eröffneten UeBB sei zu weit vom Dorfzentrum entfernt.

Heute noch befindet er sich freistehend und abseits am Rand von Dürnten. Deshalb ist sein einstiges Umfeld noch deutlich erkennbar. Richtung Hinwil steigt der Bahndamm an. Er gehört derzeit noch der Zivilgemeinde Unterdürnten, die vor einiger Zeit die Brücke über einen Durchgang sanieren liess. Der Damm wird mit dem Aus für die Zivilgemeinden Anfang 2010 an die Politische Gemeinde Dürnten übergehen. Vom Dorf führt eine beidseitig mit Bäumen bestandene Allee zum Bahnhofsgebäude. Vor dem geistigen Auge des Betrachters erscheint unweigerlich ein Bild mit Fuhrwerken, die Erzeugnisse des lokalen Gewerbes zum Güterschuppen transportieren, während sich auf dem Bahndamm schnaubend eine Dampflokomotive nähert.

Der Bahnhof ist nie renoviert worden, aber es ist noch alles vorhanden: der Eingang zum Schalter, die Wohnung des Bahnhofvorstands im oberen Stock, die Rampen für den Güterumschlag, der darin eingelassene Eisenring, an dem man sein Pferd anbinden konnte, selbst das separate, hölzerne WC-Häuschen. Auf zwei Seiten prangt an der Wand noch immer stolz, wenn auch verblasst, die Aufschrift «Dürnten». Kurz nach dem Ende der UeBB erwarb Wagnermeister Schoch den Bahnhof. Heute gehört er seinem Sohn, der sich noch erinnert, dass er als Primarschüler vom Schulhaus aus beobachten konnte, wie die Schienen der UeBB herausgerissen wurden. Der Bahnhof diente dann als Holzlager für die Schreinerei der Familie. Heute ist eine Firma eingemietet, die Antriebssysteme für Tore herstellt.

Das Gebäude ist im kommunalen Inventar der schützenswerten Bauten aufgeführt. Es kann somit nicht ohne weiteres abgebrochen werden, steht jedoch unter keinem besonderen Schutz. Es ist vor allem dem Besitzer zu verdanken, der hin und wieder einen Fensterladen oder eine Türe instand setzt, dass der Bahnhof Dürnten fast unverändert erhalten ist. Weder er noch die Gemeinde hegen weitergehende Pläne. Da die Freunde der Dampfbahn im Oberland ihre Energie in die erhaltene UeBB-Strecke Hinwil-Bauma stecken, können sie sich nicht auch noch um diesen Bahnhof kümmern. Am besten, es bleibt alles, wie es ist, und dieses irgendwie rührende Baudenkmal aus einer früheren Bahn-Epoche darf, verwittert, wie es ist, möglichst lange stehenbleiben.

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