Kirchen, Kathedralen und Dome

„Wo, um Himmels Willen, liegt dieses Athen?“ Fragt Atossa in Aischylos Tragödie „Die Perser“. „Where, the hell, is Dürnten?“ Fragt mein Freund Walter Ehrismann. Klar: Wo immer man lebt, man lebt in der Mitte der Welt. Dürnten ist der Nabel! Aber von Zeit zu Zeit meldet sich das Fernweh, und man begibt sich auf eine Reise. Wohin? Es gilt, Freunde in Berlin und in Hannover zu besuchen. Und wenn wir schon einmal so weit im Norden sind, weshalb schauen wir uns nicht wieder einmal die Kathedrale von Reims an und besuchen unterwegs den Dom zu Aachen? Daraus wird nun eine Reise der kirchlich-architektonischen Art. Denn wenn wir schon in Frankreich sind, so lockt doch auch, wie fast jedes Mal, die Abtei von Tournus. Tournus liefert denn auch den Vorwand, die Côte d’Or zu besuchen und den Kofferraum mit Grand Crus zu füllen.
Dürnten ist unser Lebensmittelpunkt, und hier steht natürlich auch eine Kirche mit einer sehr schönen Holzflachdecke. „Das älteste und schönste Gebäude der Gemeinde Dürnten ist zweifellos die Kirche von Dürnten. Sie wurde in spätgotischem Stil in den Jahren 1517-21 gebaut, also kurz vor der Reformation.“ So steht es auf der Homepage der Kirchgemeinde.
Älter, viel älter ist der Dom zu Aachen, die Krönungskirche der deutschen Könige seit Karl dem Grossen. [Die Sage berichtet übrigens, Karl der Grosse habe die erste weiterführende Schule in Zürich gegründet.] Um 800 wurde der Dom zu Aachen gebaut. In einem vergoldeten Schrein lagern hier die Gebeine Karls des Grossen, und sein Thron steht im Dom.
Die Abbay Saint-Philibert in Tournus ist etwa zweihundert Jahre jünger. Für mich ist das einer der schönsten und eindrücklichsten romanischen Räume, die ich kenne.
Tournus
Auf der Homepage aus Tournus lese ich: „Elle est la plus ancienne des grandes églises romanes de Bourgogne. La façade date du Xème et XIème siècles. L’intérieur est formé d’une pierre de couleur rose, magnifique dans son extrême simplicité.“ Und bin damit absolut einverstanden.
Wieder rund zweihundert Jahre später entsteht die gotische Kathedrale in Reims (Baubeginn 1211). Unglaublich, was diese frühen Baumeister zustande brachten! Rund um die Kathedrale sind bei unserem Besuch mittelalterliche Bauhütten aufgestellt und Steinmetze, Schreiner und Zimmerleute zeigen, wie im Mittelalter gebaut wurde. Scharen von Schulkindern schauen zu und dürfen mitarbeiten.
Reims
Auch zwischen Reims und Zürich gibt es eine Verbindung: Chagall hat für das Fraumünster und für Reims Fenster gestaltet.
Chagall
Und der Dom in Berlin, der so altehrwürdig aussieht? Er ist eigentlich „modern“, wurde er doch 1894 – 1905 auf Geheiss von Kaiser Wilhelm II. als repräsentative Kirche Preussens erbaut. Vom Touristenboot auf der Spree aus fotografiert, ergibt sich ein hübscher Gegensatz zwischen einem wirklich modernen und einem historisierenden Bau.
Berlin und so weiter 2011 045
Kirchen in Aachen, Tournus, Reims und Berlin haben wir bewundert und in Beaune die Hospices de Beaune und in Troyes, nebenbei gesagt, neben der Altstadt mit ihren Fachwerkhäusern aus dem 16. Jahrhundert in der hypermodernen Multimediathek eine sehenswerte Ausstellung über Chrétien de Troyes angetroffen, der in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts die Vorlage geschrieben hat zu den Geschichten um König Artus und den Gral, zum Parzival des Wolfram von Eschenbach: Perceval le Gallois ou li contes del Graal. – und bei alledem haben wir in der Champagne einen feinen Champagner getrunken und in Vosne Romanée einen schönen Burgunder.
Jetzt hat uns Dürnten wieder!

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