„Gäll, du schtirbsch bald“, sagt mein dreijähriger Enkel, den in diesen Tagen der Tod beschäftigt, weil in seiner Nachbarschaft ein Hund gestorben ist. Sein Satz erinnert mich an Franz Hohlers Übersetzung des berühmten Goethe-Gedichts:
Oobe
Über allne Flüehne
wird’s schtill.
Us allne Chräche
ghörsch nümm vill.
Der Tag isch verby.
Es Auto wyt ewägg
und denn nüt meh.
Wart no chli
s goht nümm lang
schlofs du au y.
Noch eine Erinnerung: Einer, der im buddhistischen Bhutan Lehrerinnen und Lehrer ausgebildet hat, ein Schweizer, ein Christ, stirbt und wird in Zürich „zur ewigen Ruh“ begraben. Während einer butterlamp-ceremony in Paro, Bhutan, sagt der Seminardirektor mit grosser Selbstverständlichkeit: „Wir wissen, dass er im nächsten Leben als Bhutaner auf die Welt kommen wird.“
Etwas, oder ein Leben geht zu Ende – aber es beginnt aufs Neue. Pulsierender Rhythmus des Lebens, wusste die Antike, wissen Buddhisten. Auch daran musste ich denken, als die Aufregung um das Weltende an der Sonnwende 2012 in allen Medien war.
So verabschiedete sich denn mein Freund Anfang Dezember schmunzelnd: „Wir freuen uns auf den Neuanfang am 22. Dezember!“
„Nei, nei,“ sage ich meinem Enkel, „ich läbe scho no es zytli: Es neus Jahr fangt aa, …“ Aber für den noch unsterblichen Dreijährigen ist dies alles schon längst kein Thema mehr: „Gäll, Räuber sind bös?“
Franz Hohler. Schnäll i Chäller. Edition spoken script. Luzern. 2012