Oswald von Wolkenstein

Am Freitag, 9. August 2013 werden im Ritterhaus Bubikon Lieder von Oswald von Wolkenstein gesungen. Vielleicht auch das folgende:

Oh wunderschönes Paradies,
allein in Konstanz find ich dich!
Ich höre, sehe, lese viel –
doch du erfreust mich weitaus mehr!
Hier drinnen, draussen, überall,
in Münsterlingen, anderswo,
hört man von dir das Beste nur.
Da ist dann keiner missgestimmt!

Viel Augenweide
in buntem Kleide
mit Geschmeide –
in Konstanz prangen
die Mündlein rot
vergess die Not,
bin hübsch bedroht
von sanften Wangen.

Oswald von Wolkenstein lebte von 1377 bis 1445, war (Raub)ritter, Weltreisender, Dichter, Komponist und Sänger, verkehrte mit Königen und Kaiser, nahm an den Konzilen von Konstanz und Basel teil, zog in Schlachten, plünderte, raubte, wurde gefangen genommen und gefoltert.

Dieter Kühn hat Leben und Werk des Wolkensteiners beschrieben:
Dieter Kühn: Ich. Wolkenstein. Insel Taschenbuch 497. Erweiterte Ausgabe 1980. [Die hier zitierten Verse habe ich diesem Buch entnommen.]

Ich freue mich sehr auf das Konzert.

Nein, das Lied aus dem Konstanzer Konzil wurde nicht vorgetragen, dafür manch anderes. Zum Beispiel jenes balladeske Lied, in welchem Oswald von Wolkenstein die Ereignisse der Monate März und Mai 1427 erzählt:

Zwecks Abenteuer wollte ich
durch Täler, über Berge, um nicht zu verliegen.
Zuerst zum Rhein, nach Heidelberg …
[Doch Wolkenstein wurde gefangen genommen:]
Man hat mir ja schon manches Mal
recht übel mitgespielt – es kam noch schlimmer!
Ich ward auf meinem Pferd
sehr kunstvoll an den Sporen festgezurrt.

In Vellenberg im Kellerloch –
zwei Fesseln für die Füsse, eisenschwer!

Noch ein paar Zeilen aus der grossen Lebensballade Oswalds:

Nach Preussen, Litauen. Zur Krim; Türkei; ins Heilge Land;
nach Frankreich, Lombardei und Spanien. Mit zwei Königsheeren
(ich zog umher im Liebesdienst, doch zahlte selbst!)
mit Ruprecht, Sigmund: beide mit dem Adlerzeichen.
Französisch und arabisch, spanisch, katalanisch, deutsch,
lateinisch, slawisch, italienisch, russisch und ladinisch –
zehn Sprachen habe ich benutzt, wenn’s nötig war.

Die Königin von Aragon war zart und schön;
ergeben kniete ich und reichte ihr den Bart,
mit weissen Händen band sie einen Ring hinein,
huldvoll und sprach: „Non mais plus disglaides.“
Die Ohrläppchen hat sie mir eigenhändig dann
durchbohrt, mit einer kleinen Messingnadel;
nach Landessitte hängte sie zwei Ringe dran.

In der Kappelle des Ritterhauses Bubikon erklangen einstimmige Lieder, dreistimmige Kanons und Instrumentalmusik von Harfe, Vielle, Dudelsack, Sinfonia, Flöte und Laute. Drei Damen aus Belgien, Schweden und Kanada, ein Herr aus Frankreich und einer aus Deutschland: Das Ensemble Leones begeisterte!
War das ein prächtiger Abend mit einem schönen, von der Kantonalbank Rüti gespendeten Pausenapéro.

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