Die „Brockhaus-Enzyklopädie“ verschwindet

Die Brockhaus-Ausgabe 2006 bleibt die Letzte! Die dreissig „in schwarzes Leder eingebundenen Wälzer, auf deren Rücken goldfarbene Lettern prangen“[1] enthalten 300 000 Artikel. Aber die deutschsprachige WikipediA kommt auf über eineinhalb Millionen, die erst noch gratis einzusehen sind.

Unsere Kursleiterin, eine Kunsthistorikerin, verteilt die Kursunterlagen: Es handelt sich um Outprints aus WikipediA.

Christian, mein Freund, macht mich auf ein Buch eines Neunzehnjährigen aufmerksam: Philipp Riederle. Wer wir sind und was wir wollen. Ein Digital Native erklärt seine Generation[2]. Denn wir „Immigrants“, die wir höchstens mal ein bisschen surfen oder mailen, sonst aber an Radio und Fernsehen, gedruckten Tageszeitungen, Automobilen, also an der alten Welt festhalten, wissen wirklich nicht, was sie tun, die Digital Natives. Sie leben, schreibt Riederle, in einer „verflüssigten“ Welt. Sie suchen nicht, sie finden. Sie schwimmen Freistil – was ein bisschen nach Feyerabends „anything goes“ tönt – und fragen: Führerschein – who cares?

Im Literaturzirkel diskutieren wir, in welchem Mass E-Reader und E-Book das Lesen wohl verändern (werden). „Welche drei Bücher würdest du auf eine einsame Insel mitnehmen?“ Das ist eine hoffnungslos veraltete Frage, heute, wo auf einem iPad eine ganze Bibliothek Platz findet.

Die Brockhaus-Enzyklopädie verschwindet, die Encyclopaedia Britannica gibt es auch nicht mehr gedruckt; geht das Abendland einmal mehr unter? Nein, wieso? Unser Enkel ist zurzeit absoluter Dinosaurierfan. „Ich werde einmal …“ Wie heisst schon wieder jene Wissenschaft, die sich mit Dinos auskennt? Archäologie oder Paläontologie? WikipediA:

„Die Paläontologie (gr. παλαιός palaiós „alt“; ōn, Genitiv óntos, „Seiendes“; -logie) ist die Wissenschaft von den Lebewesen vergangener Erdzeitalter (z. B. Kreidezeit). Gegenstand paläontologischer Forschung sind Fossilien (lat. fossilis „ausgegraben“), das heißt in Sedimentgesteinen vorkommende Organismenreste und sonstige Hinweise auf vorzeitliche Lebewesen.“

Gleich sieben Pisten eröffnen sich hier für weiteren Wissenserwerb oder weitere Wissenssicherung. Ich muss zugeben, dass bei mir zuhause kein Brockhaus steht; ich kann also nicht beurteilen, ob die gedruckte Enzyklopädie hilfreicher und zuverlässiger wäre als „Herr WikipediA“, wie kürzlich ein Prof frotzelte. Ach so: Archäologie?

„Die Archäologie interessiert sich ausschließlich für den Menschen [und nicht für Dinos!] und seine materiellen Hinterlassenschaften, wie etwa Gebäude, Werkzeuge und Kunstwerke. Sie umfasst einen Zeitraum von den ersten Steinwerkzeugen vor etwa 2,5 Millionen Jahren bis in die nähere Gegenwart. Erkenntnisse zu Umwelt, Klima, Ernährung oder zum Alter von Funden tragen zur Rekonstruktion vergangener Kulturen bei.“

Beim Stichwort „Archäologie“ kommt mir in den Sinn, dass ich auf dieser Homepage unbedingt Reklame machen wollte für ein sehr schönes Buch von Alex Capus: Der Fälscher, die Spionin und der Bombenleger. Carl Hanser Verlag. München. 2013. Es gibt das Buch gedruckt und als E-Book.



[1] NZZ vom 6. Januar 2014. S.36

[2] Knaur Taschenbuch. München. 2013

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