Lettres à une princesse d’Allemagne

Wir sitzen wieder einmal in einer Beiz beim Mittagessen, vier Freunde am Stammtisch, die sich bereits fast ein Leben lang kennen, alle längst pensioniert. Einer zeigt eine Grusskarte seines Freundes Max mit der Eulerschen Identität:

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Sein Freund schreibt, sie vereine die Fundamentzahlen, die fünf wichtigsten Zahlen der Mathematik, sie sei ausserordentlich schön.

Leonhard Euler, Basler Mathematiker des achtzehnten Jahrhunderts, vor einigen Jahren präsent auf der Schweizer Zehnernote, schrieb jenen Bestseller der Aufklärungszeit: [ein Klick aufs Bildchen sollte helfen!]

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Wir sitzen am 20. Dezember 2016 zusammen. Gestern waren die Nachrichten voll von der Schiesserei in Zürich, vom Attentat in der Türkei auf einen russischen Diplomaten und vom Terrorakt auf den Weihnachtsmarkt in Berlin. So viele Tote, so viel Leid, so viel Böses in der Welt. Woher kommt das Böse? Weshalb erlaubt der liebe Gott überhaupt Böses? Auch Euler setzt sich in seinen Briefen an die Prinzessin Friederike Charlotte von Brandenburg-Schwedt, eine Nichte Friedrichs des Grossen, mit dieser Frage auseinander:

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Übrigens beantwortet Euler der vierzehnjährigen Prinzessin auch jene ewige Kinderfrage, weshalb denn der Himmel blau sei:

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Das achtzehnte Jahrhundert, das Jahrhundert der Aufklärung – « Les lumières », comme disent les Français – hat uns noch jene anderen Briefe hinterlassen, auf die ich bereits einmal anlässlich eines Besuchs im Botanischen Garten Grüningen aufmerksam gemacht habe: « Lettres élémentaires sur la botanique » de Jean-Jacques Rousseau . [www.eschberg.ch / Vermischtes 2012 / 21. September. Botanik für artige Frauenzimmer]

Wer ausserordentlich genaue Auskunft über das Zeitalter der Aufklärung in Deutschland erhalten möchte, der lese von Steffen Martus „Aufklärung. Das deutsche 18. Jahrhundert – Ein Epochenbild“ [Rohwolt Berlin. 2015. 1033 Seiten]. Diesen Hinweis verdanke ich unserer Stammtischrunde.

Einer aus unserem Kreis gibt auf die Frage nach dem Bösen in der Welt, danach, wie wir uns denn gegen die Unsicherheiten und die Angst wappnen können, und ob es überhaupt Sinn mache, hoffnungsvoll und zuversichtlich sich auf das neue Jahr zu freuen, eine ganz andere Antwort als Euler – keine theoretische! Er startet ein langjähriges Projekt. Kauft eine uralte Eibe, lässt sie demnächst fällen, lässt das Holz jahrelang lagern, lässt dann daraus Möbel herstellen, einen Tisch, vielleicht einen Schrank, wer weiss . – Dies alles wird frühestens in fünf oder sechs Jahren fertig sein! Hut ab und frohe Weihnacht, lieber Freund!

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