Yogi Bär und New Orleans Jazz

Irgendwo lese ich, dass dieses Jahr die Open Airs in der Schweiz dem Unwetter zum Opfer fallen würden. Wir aber geniessen zwei Open Airs bei hübschesten Bedingungen.

Am letzten Feriensamstag findet jeweils traditionsgemäss das sommerliche Eschbergfest statt. Kräftige, engagierte Männer bauen Zelte und Festbänke auf – alle Autos sind von den Parkplätzen vertrieben. Eine unserer vielen jungen Mütter in der Siedlung zeichnet, malt und bastelt mit den Kindern den ganzen Nachmittag, und gegen Abend wird eine süsse, schöne Bowle serviert. Man bringt einen Grill – eine wahre Gourmetküche! – und ab sieben Uhr darf man seine fleischlichen oder vegetarischen Köstlichkeiten dem Grilleur überantworten. Nun findet auch unter viel Applaus die Siegerehrung für die Kinder statt. Die Kleinste hat noch Mühe, das Siegespodest zu erklettern. Während und nach dem Essen werden auf die weisse Garagenauffahrtswand Filme projiziert, Yogi Bär, etc., während ältere Jugendliche kichernd davon berichten, dass sie gestern Fifty Shades of Grey genossen hätten. Daran schliesst sich eine engagierte Diskussion über Erziehung und Aufklärung an. Und es wird kühler und kälter, aber es bleibt trocken, keine Unwetter weit und breit. Und anderntags wird aufgeräumt: Uns bleibt, allen engagierten Organisatoren und Helfern ein ganz herzliches Dankeschön auszusprechen. Das ist doch jährlich eine sehr angenehme Gelegenheit, mit den jungen und älteren Bewohnern der Siedlung ins Gespräch zu kommen, auch wenn nicht immer alle Partien dabei sein können oder wollen. [Falls jemand fotografiert hat und mir einige Bilder zukommen lassen möchte, könnte ich sie auf die Homepage aufschalten.]

Wir aus dem Haus 14 kennen noch eine Tradition: Am letzten Sonntag der Sommerferien findet das Open «Jazz at the Ritterhaus» statt, das wir jedes Jahr besuchen. Gespielt wird alter Jazz: meist New Orleans oder Dixieland. Wir sitzen unter hohen Bäumen im Hof der alten Johanniter Kommende, geniessen die Gespräche unter Freunden, einen kühlen roten Wein, Grilliertes und Salate und natürlich vor allem die Musik. Dieses Jahr spielt die Bogalusa New Orleans Jazzband. Die sieben Musiker feiern ihr dreissigjähriges Jubiläum, doch ihre Musik wirkt nicht routiniert, vielmehr lustvoll interpretiert. Die Melodien werden in den Solos grandios und einfallsreich variiert. Es spielen ein Trompeter, ein Posaunist, ein Klarinettist und Saxophonspieler, natürlich ein Schlagzeuger, ein Mann am Bass und einer am Banjo. Oh: Und vor allem ein grossartiger Pianist, dessen rasch huschende linke Hand mich an meine frühe Klavierzeit erinnert, wie ich damals tagelang und mühevoll den Black and white Rag eingeübt hatte. „Bogalusa“, sagt die Homepage der Band, „wurde bekannt durch Sam Morgan mit seiner berühmten Sam Morgan New Orleans Jazzband. Im Jahre 1927 nahm er in New Orleans im Werlein’s Musicstore an der Canal Street das Stück ‚Bogalusa Strut‘ auf“. Die Homepage von Bogalusa, einer Kleinstadt in Louisiana hingegen, listet unter den Notable residents vor allem Sportler auf, zum Beispiel „Kenderick Allen, former NFL defensive lineman oder Perry Brooks (1954–2010), football defensive tackle, Washington Redskins“ (1977–1984), Super Bowl Champion“. Nur gerade zwei Musiker sind erwähnt: „James Crutchfield (1912–2001), barrelhouse blues piano player; raised in Bogalusa, und Professor Longhair (1918-1980), funky pianist who inspired artists such as Dr. John; several of his songs are Mardi Gras anthems“. (Mardi Gras ist in den USA „Synonym für alle Faschingsfeste zwischen dem 11. November und Aschermittwoch sowie für die Faschingszeit an sich, auch Mardi Gras Season genannt. Im Speziellen werden mit dem Begriff heute vor allem die Feierlichkeiten in New Orleans und Mobile (Alabama) verbunden.“) [Quelle: Wikipedia]

Wie dem auch sei: Uns haben die sieben Musiker der Bogalusa New Orleans Jazzband sehr gefallen! Und wie eingangs erwähnt: Auch diesmal hielt das Wetter, die Sonne schien bis zum Untergang, die Schwalben flogen und fütterten, und die Grilladen waren durchaus geniessbar.

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