Allerlei TV-Geflimmer

Da brüstet sich wieder einmal einer mit seinen mangelnden Kenntnissen in Mathematik. Stolz heftet er sich seine Note ans Revers: «Ich hatte immer nur eine Zwei, und auch die nur, weil ich bei der Nachbarin abschreiben konnte.» Das sagte ein strahlender Kurt Aeschbacher in seiner TV-Sendung am 22. Oktober 2017. Dahinter steckt keine Koketterie wie bei Einstein, von dem überliefert ist: «Do not worry about your difficulties in mathematics, I assure you that mine are greater.» Aeschbacher meinte es ernst, und er ist stolz auf seine Unfähigkeit.

So etwas geht wohl nur mit Mathematik. Niemand wird sich damit brüsten, dass er nicht seitwärts einparkieren oder dass er nicht lesen kann. Solche Defizite pflegt man möglichst zu verstecken.

In einer andern TV-Sendung (Glanz und Gloria) bat die Moderatorin junge Menschen, eine Rechenaufgabe in der Art von 11 + 5 x 3 zu lösen. Die meisten präsentierten Lösungen erwiesen sich als falsch. Immerhin ärgerten sich manche Junge über ihre Fehler und waren alles andere als stolz darauf.

In diesem Zusammenhang meint «Mathematik» übrigens meist «Rechnen», also das Einmaleins, vielleicht noch das Prozentrechnen, eben das, was man in der Volksschule lernt oder lernen sollte. Und mit der Rechenfertigkeit ist es ja ein bisschen wie beim seitwärts Einparkieren: Maschinen, Computer, nehmen uns diese Arbeiten ab und machen unser Lernen und Üben überflüssig. Sie kennen ja wohl den VW-Werbespot, in welchem ein Programm einen Kleinlastzug selbständig rückwärts einparkiert[1]! Mein Freund fährt einen Tesla, ein Elektroauto, dessen Hard- und Software nur darauf wartet, aufgestartet werden zu dürfen, damit es völlig autonom, quasi als Selbst-Auto fahren darf. Mit solchen Auto-Autos, muss man dann noch eine Fahrprüfung bestehen? [Die Marke Tesla übrigens erinnert an Nikolas Tesla (1856 – 1943). Sein Lebenswerk ist geprägt durch zahlreiche Neuerungen auf dem Gebiet der Elektrotechnik, insbesondere der elektrischen Energietechnik, wie die Entwicklung des heute als Zweiphasenwechselstrom bezeichneten Systems zur elektrischen Energieübertragung.]

Prüfen Sie jeweils auf Ihrer Einkaufstour die Kassenzettel blitzschnell nach, voller Stolz auf Ihre Fertigkeiten im Kopfrechnen? Oder meiden Sie Parkfelder, in die man seitlich einparkieren muss?

[1] Mein Korrekturprogramm insistiert: Es heisst einparken und nicht einparkieren! Ach was!!

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