Hofacker und Eschberg

Zu meinem Geburtstag erhalte ich ein schmales Bändchen mit Gedichten von Franz Hohler mit dem Titel „Alt?“. Darin – und auf dem Rückumschlag – findet sich:

Achtung!

Wenn du
das Alter betrittst
setz den Helm auf

es herrscht
Steinschlaggefahr.

Franz Hohler hat den gleichen Jahrgang wie ich. Ich lese und denke über das Alter nach, denke an mich als Knaben zurück. Mitten im Krieg, 1943, baute mein Vater ein Haus in einer Siedlung in einer Kiesgrube in Dietikon.

Wir wohnten im hintersten Haus. Genau wie heute in der Siedlung im Eschberg, in die ich im Alter eingezogen bin.

                             

Von den zwanzig Häusern (Häuschen, würde man heute sagen) stehen nur noch wenige. Söhne, Töchter und Enkel haben auf ihren Grundstücken in den letzten Jahren moderne Neubauten erstellt.

Modernes Bauen sieht anders aus als 1943 mit dem „vorsintflutlichen“ Bagger und dem Lastwägelchen, angetrieben mit einem Holzvergasermotor.

                              

Die Häuser der Siedlung im Eschberg sind weitaus geräumiger und bequemer. Im Hofacker gab es zunächst weder Badezimmer noch Kanalisation. Die guten alten Zeiten waren nicht immer wirklich gut, aber das wissen Menschen meines Jahrgangs natürlich alle.

Noch zwei kurze Auszüge aus dem Gedicht „Alt?“:

Warum fällt es dir
immer noch schwer
deine Handy-Nummer zu lernen
(Die Nummer des Elternhauses
weisst du noch jetzt)?

Morgens vor sechs
schon wach zu sein
dafür einzunicken
bei Büchner, Brecht
oder Shakespeare
ist das normal?

Franz Hohler. Alt?. Luchterhand. 2017

 

Ein Gedanke zu „Hofacker und Eschberg“

  1. Da schickt mir mein Freund Guschti eine ausserordentlich hübsche Replik zu Hohlers Metapher vom Steinschlag:

    Dem Alter wird die Schwerkraft zum Schelm.
    Sie wirkt auch von unten, was nuetzt da ein Helm?

    Herzlichen Dank, lieber Guschti.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert