Vom urknall, von teilchen und wellen und von der quantenphysik

Zur zeit sind die medien voll von berichten und sendungen über quantencomputer. Ich las gerade das buch „Sternenstaub“ des astrophysikers Ben Moore von der uni Zürich. Er vergibt darin zweiundvierzig nobelpreise für wissenschaftlerinnen und wissenschaftler, die nie einen erhalten hatten, ihn aber im gebiet der astrophysik und kosmologie seiner meinung nach verdient hätten. Er erläutert deren verdienste, deren entdeckungen und theorien. Natürlich habe ich nicht alles in diesem buch verstanden, aber alles sehr genossen. Er erklärt mir auch sehr verständlich, weshalb wir in etwa einer billion jahren nicht mehr über unsere milchstrasse hinaus sehen werden. Darauf hatte schon vor jahren die theoretische physikerin frau Durrer von der uni Genf in einem vortrag am Schauspielhaus Zürich aufmerksam gemacht. Sie wehrte sich damals noch gegen die theorie des multiversums. Wie sie wohl heute darüber denkt? Der raum dehnt sich immer schneller aus, schneller als die lichtgeschwindigkeit. (Mein freund, der mathematiker Christian Jung sagte dazu, als ich es ihm erzählte: Unsinn!!) Nicht verstanden habe ich allerdings, was das sein soll: der raum; und vor allem: wir leben in einem flachen raum. Und dann die ganze quantenphysik. Ich zitiere eine stelle aus dem „Sternenstaub“, die ich glaube, verstanden zu haben:

„Es ist dieser probabilistische aspekt der natur, der es teilchen ermöglicht, in regionen zu quantentunneln, die ihnen nach den regeln der klassischen physik nicht erlaubt wären. Er impliziert auch die seltsame welle-teilchen-dualität der materie. Wenn sich teilchen, moleküle oder licht durch den raum bewegen, können sie nicht allein als teilchen oder welle beschrieben werden. Sie sind eine seltsame mischung aus beidem gleichzeitig. Dies trotzt all unseren physischen erfahrungen von der welt um uns herum. Doch die theorie der quantenmechanik ist mit unglaublicher präzision verifiziert und erklärt jedes experiment, das jemals durchgeführt wurde, um sie zu testen.“ – Schrödingers katze!

Oder: Weshalb ist etwas und nicht nichts? Die quantenphysik macht mich kaputt! Übrigens: Auch Kant hätte einen solchen nobelpreis verdient «für seine visionären theorien über den urprung des sonnensystems und ein riesiges, sich entwickelndes universum». Einstein erhielt zwar einen nobelpeis, aber nicht für sein grösstes werk, «die allgemeine relativitätstheorie, die raum, zeit, materie und energie miteinander verbindet», wie Moore vorschlagen würde, sondern für «seine entdeckung des gesetzes des fotoelektrischen effekts», was Einstein sehr verärgerte. Und auch Stephen Hawking erhielt nie den nobelpreis. Moore würde ihn verleihen für «den beweis, dass selbst schwarze löcher nicht ewig bestehen bleiben». Moore würdigt auch die leistungen vieler wissenschaftlerinnen, die gegenüber männern unglaublich diskrimiert wurden. Mich dünkt, das ist ein phantastisches buch, und ich bleibe dabei: theoretische physiker sind die grossartigen märchenerzähler unserer aktuellen welt.

Ben Moore. Sternenstaub. Kein&Aber. Zürich 2022

Ein Gedanke zu „Vom urknall, von teilchen und wellen und von der quantenphysik“

  1. Christian Haller hat soeben eine Novelle publiziert mit dem Titel „Sich lichtende Nebel“. Darin erzählt er, wie Heisenberg (den er allerdings nicht mit Namen nennt) auf Helgoland seine Theorie der Unschärferelation entwickelt. Die zweite Hauptfigur der Novelle erlebt Augenblicke, in denen er die in der Quantenphysik gefundenen Strukturen oder Wellen oder subatomare Teilchen sieht. Beides, Heisenbergs Gleichungen, die für ihn auf dem Papier wie Landschaften wirken, und die für kürzeste Augenblicke sichtbare Quantenwelt des portraitierten Historikers zeigen mir Laien eine neblige Welt, durch die eine Ahnung von Sonne, von Licht und Verstand weht.

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