Mähroböterchen und Morgenstern

Vor einiger Zeit ist unser Rasenroboter still gestanden. Er jammert: «Kein Schleifensignal». Der gerufene Techniker zeigt mir: Eine Maus hat das Elektrokabel durchgebissen. Es wird repariert, und der Rasen floriert wieder.

Mich erinnert das an eine Erzählung Morgensterns über seine Figuren Palmström und von Korf:

Palmström hat nicht Speck im Haus,
dahingegen eine Maus.

Korf, bewegt von seinem Jammer,
baut ihm eine Gitterkammer.

Und mit einer Geige fein
setzt er seinen Freund hinein.

Nacht ists, und die Sterne funkeln.
Palmström musiziert im Dunkeln.

Und dieweil er konzertiert,
kommt die Maus hereinspaziert.

Hinter ihr, geheimerweise,
fällt die Pforte leicht und leise.

Vor ihr sinkt in Schlaf alsbald
Palmströms schweigende Gestalt.

Morgens kommt v.Korf und lädt
das so nützliche Gerät

auf den nächsten, sozusagen
mittelgrossen Möbelwagen,

den ein starkes Ross beschwingt
nach der nächsten Waldung bringt,

wo in tiefer Einsamkeit
er das seltne Paar befreit.

Erst spaziert die Maus heraus
und dann Palmström, nach der Maus.

Froh geniesst das Tier der neuen
Heimat, ohne sich zu scheuen.

Während Palmström glückverklärt
mit v.Korf nach Hause fährt.

Heute, einige Wochen nach der ersten Panne, steht der Mähroboter wieder still. Ob wohl die Maus zurückgekehrt ist?

Christian Morgenstern. Galgenlieder. Insel-Verlag. Wiesbaden. 1947

Ist Ihnen der Genitiv in der zweitletzten Strophe auch aufgefallen?  Mir zaubert er ein glückverklärtes Lächeln ins Gesicht.

Miteigentümerversammlung und Quartierfest 2023

Über die siebzehnte Miteigentümerversammlung kann ich nichts berichten, weil ich zusammen mit Karin und Sabine schlicht eine Stunde zu spät erschien – und da war alles Entscheidende bereits getan. Am Quartierfest hingegen waren wir dabei und genossen die feine Bowle, den professionellen Grilldienst, die guten diversen Salate aus den verschiedenen Siedlungsküchen und die interessanten Gespräche. Ich danke ganz besonders Thomas Fiegl, der das Quartierfest jedes Jahr organisiert. Er schien dieses Jahr etwas enttäuscht zu sein, weil auch gar viele Bewohner nicht am Fest teilnahmen. Als Älteste «im Felde» erlaubten wir uns, uns vor dem Karaokesingen zurückzuziehen. Einmal zu spät erschienen, einmal früh verabschiedet – so passt es denn, wenn dieser Vermerk zu Versammlung und Fest sehr spät erscheint.

Über das Glück, einen Hausarzt zu haben

Meinen Hausarzt kenne ich noch nicht lange. In den späten Sechzigerjahren des letzten Jahrtausends starteten ein junger Mann seine Laufbahn als Schularzt und ich als Lehrer in der gleichen Oberländer Gemeinde. Er wurde mein erster und langjähriger Hausarzt. Bis er seine Praxis an eine jüngere Kollegin aus Osteuropa verkaufte. Sie betreute mich ebenso effektiv bis auch sie den strengen Beruf aufgab und ich bei einem älteren Herrn aus der Nahbargemeinde unterkam, der sich aber rasch aus gesundheitlichen Gründen aus dem Berufsleben zurückziehen musste. Unterdessen war auch ich pensioniert, und beim ersten ernsthaften Besuch beim neuen Hausarzt sagte ich ihm, ich würde das Leben geniessen, sei ja in Rente und ohne schwierige Verpflichtungen. Das schien ihn zu begeistern: Die meisten Patienten würden vor allem klönen, er treffe selten jemanden, der «geniesse». Dieser Tage war wieder ein Besuch fällig – wer so lange lebt, verbringt viel Zeit in Warte- und Behandlungszimmern. «Wie geht es Ihnen,» fragte er, «geniessen Sie auch diesen grossartigen Sommer?» Kein Gejammer über die drückende Hitze, sondern ein Ausdruck purer Lebensfreude. Dabei WAR es heiss, und es gab Warnungen für uns alte Leute: trinkt genug, bleibt am Schatten, etc. Irgendwie, merkte ich nun, bedrückten mich diese Warnungen und das Schimpfen allenthalben wegen der grossen Hitze schon ein wenig. So war denn die Begeisterung des Arztes über das wochenlang schöne und warme Sommerwetter ansteckend. So muss es doch sein, dachte ich: Du kommst etwas bedrückt zum Arzt und gehst beschwingt nach der Konsultation in das schöne Sommerwetter hinaus!

Vom Limmattal ins Oberland – und zurück

Wir sind im Limmattal, in Dietikon, aufgewachsen. Flügge geworden, zogen wir ins Oberland. Heute nun ging’s wieder einmal zurück; und zwar mit der S5 und der neuen Limmattalbahn. Bubikon – Bahnhof Altstetten (36’) und dann Bahnhof Altstetten bis Bahnhof Killwangen (37’). In den Neunzehnhundertfünfzigerjahren ging noch Vieles zu Fuss: vom Schäflibach, wo ich wohnte, zum neu eröffneten Schwimmbad im Fondli waren es einige Kilometer; ins Kino nach Schlieren zu Dr.Jekyll and Mr. Hyde ebenfalls, und zum Bohnen dörren per Leiterwagen ins Gaswerk Schlieren war es noch weiter. Zwei Stationen der neuen Limmattalbahn heissen Schäflibach und Gasometerbrücke. Das Tal hat sich natürlich gewaltig verändert. Kein Flugplatz, keine Wagonsfabrik mehr, dafür ein Spital und eine Kantonsschule … das Limmattal ist, so scheint es uns, total überbaut. Neben all dem Neuen entdecken wir aber auch Altes in Dietikon: das Hotel Krone an der Reppisch, erstmals als Taverne erwähnt im Jahr 1259; das Restaurant Sommerau; eine Zahnarztpraxis in einem sehr alten haus – und dann sehen wir ganz kurz die aufgestaute, breite Limmat und den Turm der katholischen Kirche, und am Bahnhof steht eine moderne Komposition der Bremgarten-Dietikon-Bahn, die direkt am Gartentor vor dem Haus meiner Grosseltern vorbeifährt, was heute wohl noch gefährlicher ist als damals, weil moderne Züge viel leiser fahren. Grossvater, Vater und Onkel haben die BDB einige Jahre fast täglich genutzt; sie arbeiteten in der Wagi (Station Wagonsfabrik). An der Beerdigung meines Vaters standen etwas abseits drei alte Männer, die wir nicht kannten. „Wir sind Wagianer“.

Das war heute ein kalter, regnerischer, interessanter Nostalgiesonntag – aber Heimweh nach dem Limmattal oder nach der «guten alten Zeit» ist nicht aufgekommen.

Haben Sie es übrigens bemerkt? Der Text berücksichtigt wieder die offizielle Rechtschreibung. Ich tue dies nicht aus Überzeugung, sondern aus Bequemlichkeit. So kann ich mich wieder auf das Korrekturprogramm verlassen, das mir bei der gemässigten Kleinschreibung, die ich seit August 2020 gepflegt habe, jeweils einen Grossteil der Wörter rot einfärbt. (vgl. „gross, klein, gemässigt oder neu“ vom August 2020)

As Time Goes By

Eschberg.ch hat sein ursprüngliches design verloren. Mein sohn Peter Heller hat es 2006 kreiert, als wir in die siedlung, die damals «Im Eschberg» hiess, einzogen. 2023: Das design auf der basis von Atahualpa könne nicht mehr verwendet werden. – Rächt sich der letzte Inkaherrscher an der modernen IT-welt?

Peter hat ein neues design aufgeschaltet, sachlicher, technischer, kühler. Ganz herzlichen dank! Nun sind die lesetipps, die situationskarte unserer siedlung und alle beiträge aus den jahren 2007 bis 2023 wieder lesbar. Wer mag, möge darin schmökern. Er findet dabei vielleicht das textchen „Heisser Sommer und alte Lieder“ aus dem august 2018, einem sommer, der auch sehr heiss war, wie der diesjährige und erst noch viel trockener. Von «klimawandel» war da offenbar noch kaum die rede, aber von der sehnsucht nach regen – und nach liebe:

Le jour où la pluie viendra
Nous serons, toi et moi
Les plus riches du monde
Les plus riches du monde
Les arbres, pleurant de joie
Offriront dans leurs bras
Les plus beaux fruits du monde

Hoppla : Mein titel hier stammt ja gar nicht von Gilbert Bécaud sondern aus dem film Casablanca aus dem jahr 1942. Wer ähnlich viel zeit hinter sich gelassen hat wie ich, wird sich mit sicherheit an Ingrid Bergman und Humphrey Bogart erinnern und an die folgende szene:
Ilsa: Play it once, Sam. For old times’ sake.
Sam: [lying] I don’t know what you mean, Miss Ilsa.
Ilsa: Play it, Sam. Play „As Time Goes By“.

My heart is down, my head is turning around

In der mittelschule hiess uns der gesangslehrer, ein lied eigener wahl solo vorzutragen. Zwecks notengebung. Ich wählte Belafontes «Island in the Sun», allerdings in der deutschen version von Caterina Valente. «Wo meine Sonne scheint und wo meine Sterne stehn». Dieser kitsch gefiel mir damals sehr. Mein vortrag muss schrecklich gewesen sein. Diesen sprechgesang könne er nicht bewerten, meinte Walter Simon Huber (WaSiHu), der lehrer; ich solle ein anderes lied wählen. «Bunt sind schon die Wälder, gelb die Stoppelfelder, und der Herbst beginnt». Viel später las ich bei Jean Rudolf von Salis, wie er über diesen liedtext seines bruders spottete.

Harry Belafonte, der diesen april mit 96 jahren verstorben ist, war das idol meiner jugendzeit. Jahre später wurde mir der bürgerrechtskämpfer Belafonte wichtiger als der calypsosänger. Aber seine lieder, der Banana Boat Song oder Jamaica Farewell begleiten mich noch heute. [Keine angst: ich werde nicht singen!]

Day-o, day-o
Daylight come and me wan‘ go home
Come, Mister tally man, tally me banana

But I’m sad to say I’m on my way
Won’t be back for many a day
My heart is down, my head is turning around
I had to leave a little girl in Kingston town

Als vor einigen jahren ein schwarzer von der polizei erschlagen wurde und die bilder davon um die welt liefen, sich in den USA aber kaum etwas änderte, rief Belafonte entsetzt: «Where is the voice of black America?» Nach Trumps wahlsieg eröffnete er ein gespräch mit Noam Chomsky und einem journalisten mit «Welcome to the Forth Reich!»

Harry Belafonte mit Michael Shnayerson. My Song. Die Autobiographie. Kiepenheuer & Witsch. Köln. 2012

Spargelzeit

Natürlich kann man spargeln ganz vernünftig in der MIGROS oder bei COOP kaufen oder direkt und in der nähe bei Jucker in Seegräben. Wir aber fahren diese woche wie jedes jahr nach Flaach und besorgen uns das weisse gemüse dort. Jung verheiratet, kauften wir uns eine spargelpfanne. In der standen die spargeln, und die köpfe lugten knapp unter dem deckel aus dem wasser heraus, damit sie bloss im dampf gegart wurden, während die robusteren stangen im wasser kochten.

Heutzutage bevorzuge ich die methode, die ich von Elfie Casty kenne: Ich lege die spargeln in eine weite pfanne, bedecke sie nur knapp mit siedendem, aber nicht sprudelndem salzwasser und gebe etwas butter und eine prise zucker dazu.

So kommt es dann beispielsweise zu „Spargeln und Avocado an Honig-Vinaigrette“, einem rezept von Elfie Casty im buch „Mit Liebe, Lust und Thymian“.

Übrigens, mein freund aus dem Thurgau seinerzeit servierte uns auf seiner terrasse grüne wilde spargeln aus dem eigenen garten. Auch die schmeckten sehr, sehr fein!

Die spargeln sind halt schon weggeputzt!

Elfie Casty. Mit Liebe, Lust und Thymian. Buchverlag. Klosters. 1998

Drei musikerlebnisse der ganz besonderen art

  • Unser tonhalleabonnement enthält einen abend betitelt mit «tonhalleLATE – classic meets electronic» – classic klein und electronics gross? Am 24. märz  um 22:00 uhr fassen wir an der kasse beim vorzeigen unserer abonnements je ein papierenes handgelenkband, das uns einlass gewährt in das schummrig-lasziv beleuchtete foyer im parterre mit sitzgelegenheiten und bar. Wir geniessen ein glas prosecco und bestaunen das diesmal vorwiegend junge bis sehr junge publikum mit vereinzelten «sehr erwachsenen» wie wir es sind. Für einmal also gelingt die durchmischung der generationen: grossartig! Wir setzen uns an unsere angestammten plätze und werden nicht belästigt, obwohl die devise lautet «unnumeriert» und der saal ausverkauft ist. Das sehr grosse orchester stimmt sich sehr laut ein, das publikum unterhält sich fröhlich und sehr laut, ist dann aber beim auftritt von Paavo Järvi mucksmäuschen still. Wir hören mit begeisterung die Alpensinfonie von Richard Strauss, ein gewaltiges, meist sehr lautes werk. Tosender applaus! Dann beginnt die party mit DJs, techno oder disco oder?  – und wir fahren nach hause. Soviel zu meiner begeisterung über die generationenvermischung!

  • Tags darauf sitzen wir vor der TV und schauen uns das finale der schweizerischen talentshow an. Die kandidaten tanzen, turnen, performen und singen. In die endausscheidung der «besten» drei gelangen allesamt musiker: ein chor junger frauen, die einen sehr populären popsong vortragen, eine gruppe junger Emmentaler, die in bester, wilder hardrock manier rock and roll darbieten, und ein herr in den besten jahren in anzug und mit schlips, der eine opernarie vorträgt, ein tenor fast à la Johannes Heesters. Und wer gewinnt die publikumsabstimmung? Der Johannes! Ja, wer sitzt denn da vor der glotze?

  • Heute, am 26. märz 2023 genossen wir eine grossartige japanische matinee in der tonhalle, nachdem ich bereits am vergangenen donnerstag ein japanisches dîner bei einem freund mitkochen und geniessen durfte. In anwesenheit des komponisten hörten wir musik von Toshio Hosokawa, der seinerzeit auch bei Klaus Huber, dem sohn meines gesanglehrers am seminar, Walter Simon Huber (WaSiHu), komposition studiert hatte. Sabine Poyé Morel spielte die flöte, Sarah Verrue die harfe, Hendrik Heilmann schlug oft unerhört heftig in die klaviertasten, nur um dann die töne oft sehr lange und langsam ausklingen zu lassen, und Klaus Schwärzler bearbeitete die trommeln und das marimbaphon. Es waren fast immer solostücke; nur zweimal wurde die flöte vom klavier begleitet. Europäische musiker wie Bach oder Bruckner, so schreibt Hosokawa im programmheft, bauen kathedralen, er mache kalligraphie. (Mich erinnert das an den talentkandidaten, der als sandmaler die feinsten, sehr eindrücklichen figureen schuf – und sie dann mit einem wisch wieder zum verschwinden brachte.) Nicht die tonfolgen interessieren, sondern der ton. Der ton in der stille. Die einführung hielt gewohnt eloquent und pointiert Stefan Zweifel, der darin Nicolas Bouvier auf seiner reise im Topolino vom Wallis nach Ceylon und von da nach Japan begleitete. Stefan Kurt las texte von Bouvier über Japan aus den sechzigerjahren, übersetzt von Stefan Zweifel. Diese matinee machte mich natürlich nicht zum japankenner (das herzliche schimpfwort von Adolf Muschgs frau für ihren mann), vermittelte mir aber immerhin eine ahnung davon, wie unermesslich unterschiedlich westeuropäische gesellschaft und japanische kultur sind. Oder irre ich mich da?

Eine neue heizung

Seit herbst 2006 wohnen wir im seinerzeit neu erstellten haus Dürntnerstrasse 14 (gehofft hatten wir auf „Im Eschberg 14“, aber daraus wurde nichts). Meine beiträge unter dem stichwort „Vermischtes“ starten allerdings erst im mai 2007. Aus unachtsamkeit gingen die ersten bei einem computerwechsel verloren, genau wie eine bildergalerie.

Nun ist, nicht zuletzt in der folge des Ukrainekriegs, eine neue heizung fällig, um vom gas wegzukommen. Das klima wird sich hoffentlich auch ein bisschen freuen, denn es wird eine erdsonden wärmepumpe. Gebohrt wird auf 170 m tiefe mit einer riesigen bohrmaschine, die sich in unserer siedlung ihren platz suchen muss.

Hier geht es haarcharf an einer wegleuchte vorbei, die das manöver zum glück überlebt hat.

Die erdsonde ragt nun aus dem boden und ist bereit für weitere arbeiten.

Und dann geht es an die anschlussarbeiten: gräben ausheben, kernbohrungen anbringen.

Soweit der stand am 23. februar 2023. Am 6. märz sind die aussenarbeiten beendet, es fehlt nur noch der gärtner, der den entstandenen landschaden wieder beheben wird. Und im keller fehlt noch die wärmepumpe, die im april … oder im juli eingebaut werden soll, sobald sie dann geliefert wird. Ach ja! Und dann ist ja da noch das kommende photovoltaische sonnendach – du meine güte!

Der landschaden ist behoben, der rasen wieder angesät, und der rasenroboter arbeitet auch schon wieder. (Die erdsonde befindet sich unter dem rasen unten rechts im bild.) In der waschküche ist die wärmepumpe installiert. Die inbetriebnahme der neuen heizung ist auf den 7. juni 2023 geplant.

Vom urknall, von teilchen und wellen und von der quantenphysik

Zur zeit sind die medien voll von berichten und sendungen über quantencomputer. Ich las gerade das buch „Sternenstaub“ des astrophysikers Ben Moore von der uni Zürich. Er vergibt darin zweiundvierzig nobelpreise für wissenschaftlerinnen und wissenschaftler, die nie einen erhalten hatten, ihn aber im gebiet der astrophysik und kosmologie seiner meinung nach verdient hätten. Er erläutert deren verdienste, deren entdeckungen und theorien. Natürlich habe ich nicht alles in diesem buch verstanden, aber alles sehr genossen. Er erklärt mir auch sehr verständlich, weshalb wir in etwa einer billion jahren nicht mehr über unsere milchstrasse hinaus sehen werden. Darauf hatte schon vor jahren die theoretische physikerin frau Durrer von der uni Genf in einem vortrag am Schauspielhaus Zürich aufmerksam gemacht. Sie wehrte sich damals noch gegen die theorie des multiversums. Wie sie wohl heute darüber denkt? Der raum dehnt sich immer schneller aus, schneller als die lichtgeschwindigkeit. (Mein freund, der mathematiker Christian Jung sagte dazu, als ich es ihm erzählte: Unsinn!!) Nicht verstanden habe ich allerdings, was das sein soll: der raum; und vor allem: wir leben in einem flachen raum. Und dann die ganze quantenphysik. Ich zitiere eine stelle aus dem „Sternenstaub“, die ich glaube, verstanden zu haben:

„Es ist dieser probabilistische aspekt der natur, der es teilchen ermöglicht, in regionen zu quantentunneln, die ihnen nach den regeln der klassischen physik nicht erlaubt wären. Er impliziert auch die seltsame welle-teilchen-dualität der materie. Wenn sich teilchen, moleküle oder licht durch den raum bewegen, können sie nicht allein als teilchen oder welle beschrieben werden. Sie sind eine seltsame mischung aus beidem gleichzeitig. Dies trotzt all unseren physischen erfahrungen von der welt um uns herum. Doch die theorie der quantenmechanik ist mit unglaublicher präzision verifiziert und erklärt jedes experiment, das jemals durchgeführt wurde, um sie zu testen.“ – Schrödingers katze!

Oder: Weshalb ist etwas und nicht nichts? Die quantenphysik macht mich kaputt! Übrigens: Auch Kant hätte einen solchen nobelpreis verdient «für seine visionären theorien über den urprung des sonnensystems und ein riesiges, sich entwickelndes universum». Einstein erhielt zwar einen nobelpeis, aber nicht für sein grösstes werk, «die allgemeine relativitätstheorie, die raum, zeit, materie und energie miteinander verbindet», wie Moore vorschlagen würde, sondern für «seine entdeckung des gesetzes des fotoelektrischen effekts», was Einstein sehr verärgerte. Und auch Stephen Hawking erhielt nie den nobelpreis. Moore würde ihn verleihen für «den beweis, dass selbst schwarze löcher nicht ewig bestehen bleiben». Moore würdigt auch die leistungen vieler wissenschaftlerinnen, die gegenüber männern unglaublich diskrimiert wurden. Mich dünkt, das ist ein phantastisches buch, und ich bleibe dabei: theoretische physiker sind die grossartigen märchenerzähler unserer aktuellen welt.

Ben Moore. Sternenstaub. Kein&Aber. Zürich 2022