Romantik? Romantik!

Ich lasse mir vom Schweizer Fernsehen in der Sternstunde Kunst Martin Suter präsentieren. Zuerst gibt’s einen Film mit den Stationen Zürich, Marrakesch, Südamerika und Deutschland. Er liebe den Luxus, sagt er leicht verlegen, weshalb er viel arbeiten müsse. Alle zwei Jahre erscheint ein neuer Roman, was wirklich mächtig imponiert, auch wenn da Simenon mit seinen Maigrets weit schneller war.

Wochen zuvor zeigte SRF eine Sendung mit Martin Suter und Stefan Eicher mit Liedern, die Suter getextet und Eicher komponiert und vorgetragen hat. Das war schlicht grossartig.
[Wissen Sie noch: Anlässlich eines Musikwettbewerbs sang Stefan Eicher «s’isch äbene Mönsch uf Ärde, Simelibärg» – und erntete quasi null Punkte!
Dört unde n i d’r Tiefi
Da steit es Mühlirad.
Das mahled nüt als Liebi
Die Nacht und auch den Tag]

Im Interview fragte Juri Steiner nach jenem Gedicht, welches Suter am besten gefalle. Suter: «Mal sehen, ob ich es noch zusammenbringe»:

Schläft ein Lied in allen Dingen
die da träumen fort und fort.
Und die Welt hebt an zu singen,
triffst du nur das Zauberwort.

So ein stilvoller Romantiker, dieser Martin Suter, der von sich sagt, er sei jeweils sehr glücklich, wenn er so etwas wie ein Zauberwort gefunden habe. Für mich fehlt da nur noch ein anderer Vierzeiler von Eichendorff:

Und meine Seele spannte
Weit ihre Flügel aus,
Flog durch die stillen Lande,
Als flöge sie nach Haus.

Und Martin Suters Lieblingsbuch? Auch da geht er weit zurück: E.T.A. Hoffmann: Die Elixiere des Teufels.

Ich eile zu meinen Büchern, finde mehrere Titel von Suter, aber nicht des Teufels Elixiere. Werde ich mir nächstens zu Gemüte führen. Und bin einmal mehr sehr begeistert von den SRG-Sternstunden, die mich immer wieder anregen, Altes und Neues mir neu anzueignen.

In lebhafter Erinnerung bleibt mir ein Kontrapunkt: Ich erscheine an einem Anlass mit Robert Walsers Spaziergang unter dem Arm. Schimpft ein Schriftsteller: Wie sollen wir da leben können, wenn alle Welt immer nur die alten Bücher liest!

Suter wird gelesen – und wie! Falls Sie noch nicht zu seinen Lesern gehören, schlage ich vor:
Allmen und die Dahlien. Diogenes Verlag Zürich. 2013

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