Les jours s’en vont je demeure

Ein Treffen unter Freunden, etwa alle zwei Monate. Alle vier sind wir pensioniert, sind etwa gleich alt, haben im Beruf vieles gemeinsam erlebt, plaudern uns deshalb oft in die Vergangenheit zurück, was uns hie und da angesichts des aktuellen rauen Klimas in der Welt, angesichts der Kriege in Syrien, am Schwarzen Meer, angesichts der Globalisierung und der ängstlich wirkenden schweizerischen Politik doch recht melancholisch stimmt. [Wir jammern da aber auf sehr hohem Niveau, pflegen wir dann zu sagen.] Wie ganz anders – im Rückblick – war da die Aufbruchstimmung in den späten Fünfziger, den frühen Sechziger Jahren im Zeichen des Wirtschaftswunders: „Es geht besser, besser, besser, immer besser“, sang Caterina Valente. Und doch, plötzlich kommt mir wieder in den Sinn, wie wir jungen Burschen in der schönen Traurigkeit vieler französischer Gedichte schwelgten, die so grandios sentimental fatalistisch waren. Wenn sie dann noch von Juliette Gréco gesungen wurden! „Le trésor de la Poésie Française“, diese Sammlung von Gedichten, die wir in der Schule lasen, enthielt auch das berühmte Lied von Guillaume Apollinaire „Le Pont Mirabeau“:

Sous le pont Mirabeau coule la Seine
Et nos amours
Faut-il qu’il m’en souvienne
La joie venait toujours après la peine

Vienne la nuit sonne l’heure
Les jours s’en vont je demeure

Les mains dans les mains restons face à face
Tandis que sous
Le pont de nos bras passe
Des éternels regards l’onde si lasse

Vienne la nuit sonne l’heure
Les jours s’en vont je demeure

L’amour s’en va comme cette eau courante
L’amour s’en va
Comme la vie est lente
Et comme l’Espérance est violente

Vienne la nuit sonne l’heure
Les jours s’en vont je demeure

Passent les jours et passent les semaines
Ni temps passé
Ni les amours reviennent
Sous le pont Mirabeau coule la Seine

Vienne la nuit sonne l’heure
Les jours s’en vont je demeure

Eine einzige Zeile bloss enthält einen Hoffnungsschimmer: La joie venait toujours après la peine. Und dann sang Siggi Schwientek auf der Pfauenbühne in Frischs « Mein Name sei Gantenbein » das Piaf-Lied « Je ne regrette rien ».

In Zeiten, die nachdenklich stimmen, tauchen plötzlich die alten Lieder wieder auf !

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert