Balladen und Gedichte vorlesen

Den letzten Abend im Rahmen der Ringvorlesung „Recht und Literatur: Fechtschulen und phantastische Gärten“ bestritt Frau Limbach, die ehemalige Präsidentin des Bundesverfassungsgerichts. Unter dem Titel „Recht und Poesie“ zitierte sie Conrad Ferdinand Meyers Ballade „Die Füsse im Feuer“. Denn, so sagte sie:
„Wir lesen unseren Kindern Balladen vor und nicht Gesetzestexte, um sie zu erziehen.“

Die Füsse im Feuer, das ist eine zu lange Ballade, um sie hier ganz zu zitieren.

„Wild zuckt ein Blitz. In fahlem Lichte steht ein Turm.“

Ein Bote des Königs verlangt Unterkunft und erhält sie. Am Herdfeuer merkt er, dass er vor Jahren bereits hier war und die Frau des Burgherrn auf der Suche nach Hugenotten gefoltert und getötet hat. Vor lauter Angst, der Burgherr werde ihn nun umbringen, kann er kaum schlafen. Am Morgen wird er geweckt:
„Vor seinem Lager steht des Schlosses Herr – ergraut,
Dem gestern dunkelbraun sich noch gekraust das Haar.“

Der Reiter, der Bote des Königs, hat also überlebt und sagt beim Abschied:
„Ihr seid ein kluger Mann und voll Besonnenheit
Und wisst, dass ich dem grössten König eigen bin.“

Darauf der Schlossherr:
„Du sagst’s! Dem grössten König eigen! Heut ward
Sein Dienst mir schwer … Gemordet hast du teuflisch mir
mein Weib! Und lebst! … Mein ist die Rache, redet Gott!“

Lesen wir unseren Kindern und Enkeln Balladen vor?
„Zu Dionys, dem Tyrannen, schlich
Damon, den Dolch im Gewande;
Ihn schlugen die Häscher in Bande.
‚Was wolltest du mit dem Dolche, sprich!’“

Oder Gedichte wie das folgende?

wenn
e lawine
vo zärtlichkeit
für is z’begrabe
über is abe
geit
schtirben i
gärn e chly
wett i
nid grettet sy

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